Die barocke Opernbühne ist dicht bevölkert von Menschen aus längst vergangenen Zeiten und weit entfernten Ländern. Der antike Mythos war zu Beginn des 18. Jahrhunderts aus der Mode gekommen, und so tummelten sich auf den hehren Brettern nunmehr Gestalten aus dem alten Rom, dem fernen Persien oder aus der Zeit der Völkerwanderung. Doch ist die Oper dieser Zeit nichts weniger als gesungener Geschichtsunterricht, denn vor dem jeweiligen historischen Hintergrund spielen sich äußere und innere Dramen von ewig gültiger Relevanz ab. In hochemotionalen Konflikten zwischen Pflicht und Liebe sowie kühler Staatsräson und feuriger Leidenschaft müssen sich innere Freiheit und Tugendhaftigkeit in Zeiten äußerer Repression bewähren. Die Sängerinnen und Sänger des Barock wussten diese Emotionen glaubhaft zu vermitteln, und alle hatten sie ihre persönlichen Lieblingsarien immer mit im Gepäck, denn die Dramaturgie der Barockoper erlaubte es, einzelne Arien kurzerhand durch sogenannte „Koffer-Arien“ auszutauschen.

Die international gefeierte Sopranistin Julia Lezhneva zählt seit ihrem Debüt als Gildippe in Porporas Carlo il Calvo zu den vokalen Fixsternen von Bayreuth Baroque. Für dieses Konzert hat sie sich gemeinsam mit Baptiste Lopez und dem Kammerorchester Basel auf die Suche nach besonders wirkungsvollen „Koffer-Arien“ aus dem Händel-Umfeld gemacht. Dabei führen uns Werke von Ariosti, Galuppi, Giacomelli, Hasse, Porpora und Porta augenfällig vor Ohren, dass nicht nur der Großmeister aus Halle wusste, wie man Opern macht!